Warum H.G. Wells' 'World Brain' und Yuval Hararis Hackable Human scheitern werden
Eine Abhandlung über die Abschaffung des Menschen - Von Cynthia Chung
Cynthia Chung ist die Präsidentin der Rising Tide Foundation und Verfasserin des Buchs “The Empire on Which the Black Sun Never Set”. Wenn es Ihnen möglich ist, unterstützen Sie ihre Arbeit durch eine Spende und durch ein Abo Ihres Substacks Through A Glass Darkly.

[Deutsche Übersetzung eines Vortrags auf dem Kernpunkte Kongress 2023 in Basel. Das Orignal kann hier nachgelesen werden.]
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Uwe Alschner
Im Jahr 2018 hielt Yuval Harari auf dem Weltwirtschaftsforum einen Vortrag mit dem Titel "Wird die Zukunft menschlich sein?" In seinem Vortrag schien Harari unsere schlimmsten Befürchtungen einer dystopischen Zukunft wie aus einem Science-Fiction-Film zu bestätigen. Dass wir Gefahr laufen, uns selbst auszulöschen, wenn wir den Weg weitergehen, auf dem wir uns befinden, hinein in ein Zeitalter der Spitzentechnologie.

Diese drastischen Vorhersagen von Harari wurden fast wie die eines Propheten aufgenommen. Er war sich sicher, dass seine Visionen von der Zukunft eintreten würden, aber er blieb hinsichtlich aller Details bezüglich einer solchen Zukunft vage: wann sie eintreten würde, wie sie eintreten würde und vor allem, wie man ein solches Schicksal abwenden könnte. Als Harari nach seinem Vortrag und in einer weiteren Fragerunde auf demselben WEF-Treffen befragt wurde, konnte er nur seinen eigenen Algorithmus für eine sehr allgemeine Weltuntergangsprophezeiung wiederholen. Auf alle anderen Fragen, die sich auf Einzelheiten oder den Ablauf einer solchen dystopischen Zukunft bezogen, antwortete er, das wisse er nicht.
Dies sollte jedem nachdenklichen Betrachter als problematisch erscheinen. Sollen wir Harari also zuhören, als wäre er ein Wissenschaftler, oder als wäre er ein Prophet? Wenn wir Harari als Gelehrten betrachten, der durch seine Studien Einblicke in die von ihm behandelten Themen gewonnen hat, dann ist es ein Problem, wenn er auf solche Einzelheiten nicht eingeht, sie gar ganz vermeidet.
Denn wenn wir Hararis eigene Algorithmen aufschlüsseln, die er verwendet, um seine Vision einer solchen dystopischen Zukunft zu entwerfen, erkennen wir, dass sie von subjektiven Annahmen, Urteilen und Schlussfolgerungen durchsetzt sind, die nur als objektive Algorithmen daherkommen.
[Hinweis: Für jene, die es möglicherweise nicht wissen: Ein Algorithmus ist ein Prozess oder eine Reihe von Regeln, die bei Berechnungen oder anderen Operationen zur Lösung von Problemen befolgt werden, insbesondere durch einen Computer].
Bevor wir uns einige von Hararis biologischen Algorithmen ansehen, die seine Theorie, wonach der Mensch “hackbar”* sei, untermauert sollen, müssen wir kurz darauf eingehen, wie eine solche mathematische und evolutionäre Sichtweise in der akademischen Welt bei der Definition der menschlichen Natur und des Universums, in dem wir leben, überhaupt erst akzeptiert wurde.
* Anmerkung des Übersetzers: “hackable” ist ein nur umständlich ins Deutsche zu übersetzendes Wort. Im hier verwendeten Sinne beschreibt das Adjektiv einen (unberechtigten) Zugriff auf das Betriebssystem von Computerprogrammen oder Objekten, die ein solches enthalten oder sich auf darauf beziehen. Ist ein solcher unberechtigter Zugriff erfolgt (englisches Perfekt: “hacked”), ist im Deutschen der Anglizismus “ge-hackt” bereits verbreitet. “Hackbar” ist wenig geläufig, weshalb im weiteren das Englische “hackable” verwendet wird, wenn auf die Möglichkeit eines unberechtigten Zugriffs auf die Software/das Betriebssystem Bezug genommen wird.
Harari stützt sich in seiner Arbeit stark auf die Werke von Darwin, Bertrand Russell und H.G. Wells, und daher ist es hilfreich, wenn wir uns ansehen, wie ihre Werke unser Verständnis der menschlichen Natur und des Universums beeinflusst haben. Das heißt, wie eine “moderne Wissenschaft” geschaffen wurde, die wiederum eine “moderne Religion” gebiert, die uns schließlich eine “moderne Utopie” verheißt. Wenn Ihnen das abwegig vorkommt, darf ich Sie daran erinnern, dass H.G. Wells, Russell, Aldous Huxley und Harari selbst darüber nachgedacht und beschrieben haben, dass es notwendig sei, eine solche Entwicklung herbeizuführen.
Bei Hararis Präsentation vor dem WEF 2020 brachte der Moderator die Parallelen von George Orwells 1984 und Aldous Huxleys Schöne Neue Welt in Bezug auf Hararis Zukunftsprognosen zur Sprache.
Das ist auf jeden Fall von Bedeutung — allerdings nicht in dem Sinne, wie Sie vielleicht denken ...
Der folgende Auszug aus Huxleys “Schöne Neue Welt” enthält die zentrale Begründung dafür, warum eine wissenschaftliche Diktatur notwendig sei und wie sie durchgesetzt werden könne. Nämlich durch die Negation von Sinn und Zweck, durch die Negation von Absicht. Dies gilt nicht nur für die Auseinandersetzung mit der Evolution und der menschlichen Natur, sondern sogar für das Funktionieren des Universums selbst.
Tatsächlich ist Aldous Huxley nicht der Begründer, sondern die Fortsetzung jenes Erbes, den Sinn [des Lebens und der Schöpfung] mithilfe der Wissenschaften zu verneinen. Es war sein Großvater T.H. Huxley, die selbsternannte ‘Bulldogge Darwins’, der Darwins Evolutionstheorie zu einem solchen Höhenflug verhalf, dass der gesamte Bereich der Wissenschaften nie mehr so sein sollte wie zuvor. Sie begründete ‘die moderne Wissenschaft’. Das hatte zur Folge, dass eine Jahrhunderte überspannende, lange Reihe von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt und aus den verschiedensten Kulturen, welche das Universum im Wesentlichen als ein von einem Schöpfer absichtsvoll geschaffenes Universum mit Sinn und Zweck betrachtet hatten, nun auf den Müllhaufen der Bedeutungslosigkeit verbannt werden sollten.
Darwin hatte scheinbar bewiesen, dass das Universum ohne Sinn und Zweck ist und dass es keinen Schöpfer mit einem intelligenten Entwurf gibt. Das ist allerdings nicht wahr. Darwin hat dergleichen niemals bewiesen ...
Darwins Evolutionstheorie entstand nach der Lektüre von Thomas Malthus' “An Essay on the Principle of Population” (Abhandlungen über das Prinzip der Bevölkerung), woraus sich wiederum der Begriff “Malthusianismus” oder “Malthusianer” für die Politik der Bevölkerungskontrolle und ihre Anhänger entwickelte.
Dieser Katastrophenpunkt, wie er in der obigen Grafik dargestellt ist, wird als der Punkt berechnet, an dem die menschliche Bevölkerung ihre Fähigkeit zur Selbsterhaltung überschreitet. Was aber bestimmt diese Selbsterhaltungsfähigkeit?
[Hinweis: Die Selbsterhaltunsgfähigkeit bezeichnet die berechnete Anzahl von Organismen, welche ein Ökosystem nachhaltig versorgen kann].
Thomas Malthus, der das malthusianische Wachstumsmodell schuf, hat nie eine genaue Zahl dafür genannt, wann die menschliche Bevölkerung ihre Selbsterhaltungsfähigkeit erschöpfen würde. Dies lag daran, dass die Fähigkeit zur Selbsterhaltung nicht als etwas Starres angesehen wurde, sondern je nach den vom Menschen geschaffenen Innovationen, wie etwa der Landwirtschaft, erhöht oder verringert werden konnte.
Thomas Malthus hat allerdings prophezeit, dass wir unsere Selbsterhaltungsfähigkeit im Jahr 1890 überschreiten würden, also etwa 100 Jahre nach seiner Ankündigung. Natürlich lag er damit völlig daneben.
[Es sei darauf hingewiesen, dass Malthus fest davon überzeugt war, dass seine Prophezeiung korrekt war und dass die einzige Möglichkeit, eine solche Katastrophe zu vermeiden, darin bestehe, das Wachstum der menschlichen Bevölkerung sofort und stark einzuschränken. Dazu hätte die Verweigerung von medizinischer Versorgung und von Nahrungsmitteln für die Armen gehört, da die Anhänger von Malthus davon ausgingen, dass das Hinauszögern des Todes dieser Armen nur weitere Ressourcen verbrauchen würde, ohne der Gesellschaft zu nützen. Klingt ein wenig vertraut, nicht wahr?]
Der Grund, warum Malthus so weit daneben lag, war, dass ein solcher Punkt in der Zukunft, der die menschliche Selbsterhaltungsfähigkeit betrifft, nicht durch eine lineare Extrapolation bestimmt werden kann, wie es Malthus in der obigen Grafik versucht. Das liegt daran, dass menschliche Innovationen unser Verhältnis zu den Ressourcen, die wir nutzen, qualitativ und nicht nur quantitativ verändern. Qualitative Veränderungen waren schon immer der Albtraum eines jeden Mathematikers, wenn es darum ging, Modelle zu erstellen, die angeblich Trends in der Zukunft vorhersagen sollen. Wie kann ein mathematisches Modell alle qualitativen Veränderungen vorhersagen, die in der Zukunft stattfinden werden? Dies würde eine Vorhersage aller zukünftigen Formen von Innovationen, Erfindungen und Entdeckungen bedeuten. Ist das überhaupt möglich? Bislang lautet die Antwort: Nein.
Wie wir sehen werden, ist dies ein bekanntes Phänomen bei der Analyse von mathematischen Modellen, die versuchen, die ferne Zukunft vorherzusagen.
Nach der Lektüre von Thomas Malthus' “An Essay on the Principle of Population” formulierte Darwin 1838 seine Theorie der “Evolution”, die auf der “natürlichen Auslese” des Stärkeren beruht. Er prägte den Begriff als Analogie zu dem, was er als “künstliche Auslese” gezielter Züchtung bezeichnete, und bezog sich dabei insbesondere auf die Praxis der Pferdezucht. Darwin sah eine Ähnlichkeit zwischen den Landwirten, die durch selektive Zucht die besten Tiere auswählten, und einer malthusianischen “Natur”, die aus zufälligen Merkmalen auswählt.
Das heißt, Darwins Ideen der “natürlichen Auslese” und des “Überlebens des Stärkeren” unterstellten der Evolution keine Zielgerichtetheit, sondern beruhten vielmehr auf der natürlichen Auswahl zufälliger Varianten. Aber wie kann sich ein Teil eines Organismus entwickeln, ohne die anderen Teile des Organismus zu beeinflussen?
Im Gegensatz zu dem, was man uns heute zur Debatte über die Evolution glauben machen will, war sich die wissenschaftliche Gemeinschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend einig, dass sich lebende Prozesse und ihre Umgebung tatsächlich “entwickeln”. Das heißt, Charles Darwin war einer von vielen Wissenschaftlern, die damals die Evolution bejahten. Es handelte sich nicht um eine Ein-Mann-Show. Die Debatte drehte sich also nicht darum, ob die Evolution überhaupt stattfand, sondern vielmehr darum, wie die Evolution stattfand.
Und im Gegensatz zu dem, was wir heute über diese Diskussion denken sollen, gab es viele prominente und angesehene Wissenschaftler auf diesem Gebiet, die nicht der Meinung waren, dass der Evolutionsprozess der Existenz eines Schöpfers mit einem intelligenten Entwurf widerspricht.
Georges Cuvier (1769-1832) und Etienne Geoffroy Saint-Hilaire (1772-1844) sind zwei prominente Beispiele dafür. Ihre bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Evolution werden bis heute anerkannt. Sie haben Fragen über die Gestaltung des evolutionären Wandels aufgeworfen, die bis heute nicht geklärt sind.
Nach Étienne Geoffroy Saint-Hilaire ist der Evolution ein “Potenzial” inhärent; das Potenzial für Veränderungen ist im Organismus angelegt, und die Formung seiner vielen Teile erfolgt auf harmonische, kohärente Weise. Das heißt, der Wandel verläuft zielgerichtet und nicht zufällig.
Die Evolution der Flügel zum Fliegen, der Augen für das Sehen, des Nervensystems für das Denken: Geoffroy erklärte, dass dies nicht das Ergebnis zahlloser winziger Mutationen war, die unabhängig voneinander auftraten und selektiert wurden, sondern dass die Umwandlungen mit der Absicht geschahen, Formen des Flugs, des Sehens und des Denkens zu schaffen.

Indem Darwin diese These ablehnte, schuf er ein Paradoxon innerhalb seiner eigenen Theorie: Entweder ist das Potenzial für die harmonische und kohärente Veränderung vieler Teile in einem Organismus angelegt, oder es ist es nicht. Wenn letzteres der Fall ist, wie Darwin behauptet, würde die zufällige Veränderung jedes einzelnen Teils ohne Berücksichtigung des Ganzen in den meisten Fällen zum Tod des Organismus führen (wie man bei Studien zur Embryonalentwicklung sieht) oder eine „Insel der Missgeburten des Dr. Moreau” schaffen (was übrigens der Titel eines weiteren Romans unseres Antihelden H.G. Wells ist).
Die edlen Geschöpfe, die wir tatsächlich durch den gesamten evolutionäre Prozess hindurch entstehen sehen, wären in einer solchen Welt des Zufalls eine extreme Seltenheit.
Nach allem, was wir heute über die unglaublich komplizierten Details der Biochemie wissen, müssten die in Tausenden von “Teilen” ablaufenden Stoffwechselprozesse sich einerseits als zufällig voneinander getrennte Prozesse entwickeln und doch andererseits gleichzeitig und in Verbindung mit den anderen funktionierenden Teilen ablaufen. Dies würde Darwins Konzept der zufälligen Selektion von Varianten innerhalb eines koordiniert funktionierenden Ganzen grundsätzlich unmöglich machen.
Die Entwicklung des Auges ist nicht nur eines der Wunder der Evolution, sondern weist auch zahllose Variationen auf, so dass es nicht ein einziges Standardmodell für ein “Auge” gibt. Sollen wir also glauben, dass diese Entwicklung nicht nur einmal, sondern tausende Male zufällig stattgefunden hat, und zwar bei jeder Spezies mit ihrer eigenen, ausgeprägten Variation dessen, was ein “Auge” ist?
Zu jener Zeit gab es in Europa und den Vereinigten Staaten eine starke Opposition gegen Darwin und Huxley. James Dwight Dana (1813-1895), ein Zeitgenosse von T.H. Huxley, gehörte zu den führenden amerikanischen Gegnern dieser Ansicht und vertrat die Auffassung, dass die Evolution eine bestimmte Richtung habe, wobei er Beispiele wie die Beobachtung anführte, dass biologische Organismen eine zunehmende “Cephalisierung” anstrebten. Das heißt, dass die Evolution einen allgemeinen Trend zu immer ausgefeilteren Nervensystemen aufweist, die auf ihre Umwelt reagieren und mit ihr interagieren können. Die Evolution entwickelte sich also zu immer komplexeren Formen mit immer ausgefeilteren Funktionen.

Doch Thomas Huxley, “Darwins Bulldogge”, wandte sich vehement gegen diese Auffassung einer sinnhaften Gerichtetheit der Natur. Dabei spielte es keine Rolle, dass Darwins Theorie nichts weiter als eine Theorie war, die vieles, was im Evolutionsprozess auftrat, nicht erklären konnte.
Es gelang T.H. Huxley, Darwins Theorie zum akzeptierten Dogma zu erheben und die zahlreichen Lücken in Darwins Theorie bei der Beantwortung der Frage, wie Leben entsteht und sich entwickelt, erfolgreich zu überspringen. Obwohl diese Fragen bis heute unbeantwortet geblieben sind, wurde Darwins Evolutionstheorie als Vorbote eines neuen Zeitalters der Wissenschaften gefeiert. Seitdem sprechen wir von der “modernen Wissenschaft.”
Durch T.H. Huxleys eifriges Werben für Darwins Evolutionstheorie kam es zu zwei großen Veränderungen: 1) Die Natur, also auch das Universum, wurde nicht von einem Sinn, sondern vom Zufall beherrscht, und 2) der Mensch war nur ein Tier, das nicht länger zu den Kindern Gottes gehörte und an nichts mehr teilhatte, was göttlich oder heilig war.
Und wenn der Mensch nur ein Tier ist, was kümmert er sich dann um höhere Wahrheiten? Was braucht ein Tier mehr als die einfachen Formen von Komfort und Glück, wie sie Mustapha Mannesmann in der Schönen Neuen Welt propagiert?
Lassen Sie mich kurz hinzufügen, dass die Anbetung der DNA eine Fortsetzung und ein Resultat der Darwin'schen Evolutionstheorie ist, wodurch es zu dieser ganzen transhumanistischen Idee gekommen sind und wodurch es vom Vergleich mit Affen zum Vergleich mit Computern gekommen ist.
Offensichtlich ist es uns scheinbar erlaubt, uns als alles mögliche zu betrachten. Nur nicht als Mensch.
Die Entdeckung der molekularen Struktur der DNA wurde als Heiliger Gral gefeiert, als sie 1953 von Watson und Crick entdeckt wurde. Alles, was wir sind, war anscheinend bereits in den mutmaßlichen molekularen Bauplänen enthalten, die wir in uns trugen und die nicht nur bestimmten, wie wir körperlich geformt werden sollten, sondern die auch die so genannte Blaupause dafür darstellten, wie unsere Persönlichkeit, unser Temperament, unsere Wünsche, unsere Süchte, unsere Laster in uns programmiert werden sollten.

Diejenigen, die diese Ansicht bis zum Extrem vertraten, begannen abzustreiten, dass es so etwas wie einen freien Willen gäbe und behaupteten, dass wir alle von Geburt an programmiert und somit in jeder Handlung und jedem Ergebnis unseres Lebens vorbestimmt seien. Wie wir sehen, hat Harari diesen Irrglauben in seiner These vom Menschen als Algorithmus, der “ge-hackt” werden kann, fortgesetzt, worauf ich nachfolgend eingehen werde.
Das Humangenom-Projekt, welches sich zum Ziel gesetzt hat, das gesamte menschliche Genom zu entschlüsseln, glaubte, die deterministischen Gene hinter unerwünschten Eigenschaften wie Spielsucht, Schulden, Alkoholismus, Obdachlosigkeit usw. finden zu können. In diesem Zusammenhang dürfen auch die Anwendungen von Sterilisation und Eugenik unter dem Deckmantel der “Medizin” nicht unerwähnt bleiben.
Jedenfalls gibt es bis heute keinen Beweis dafür, dass die Gene solche Dinge bestimmen. Das Projekt hat erfolgreich eine riesige Menge an Daten gesammelt, aber es sind Daten, die größtenteils ohne jede Bedeutung sind (man hat etwa 90 % unserer DNA als so genannte “Junk-DNA” abgetan). Das Humangenomprojekt hat die gesteckten Ziele nicht erreicht, obwohl in der Wissenschaft nach wie vor geglaubt wird, dass die Gene der Code für die gesamte Existenz sind. Dawkins ging noch einen Schritt weiter und fügte das Konzept eines so genannten "egoistischen Gens" hinzu, d. h. eines Gens, in dem ein Programm für bestimmte Ergebnisse enthalten ist, Ergebnisse, die wir als Individuen nicht kennen und denen wir daher nicht entgegenwirken können.
Es waren Watson und Crick, die als erste die Idee vertraten, dass die DNA alles bestimmt, was den Organismus ausmacht. Sie bezeichneten dies als das zentrale Dogma der Biologie. In den letzten 70 Jahren sind die Lehrbücher der Universitäten und die Forschungsförderung zweifelsohne diesem Dogma gefolgt. Crick hatte erklärt, dass er als bloßer Mensch die Notwendigkeit eines Gottes oder einer anderen Intelligenz im Universum beseitigt habe, da alles über uns aus unserer DNA hervorgehe.

Allerdings wird diese Anbetung der DNA als endgültige Blaupause für alles Leben heute ernsthaft in Frage gestellt, insbesondere im Bereich des Elektromagnetismus. In einer 15-minütigen Präsentation auf Youtube mit dem Titel Electrical Shaping of Biology geht Dr. Michael Clarage auf einige der Hauptprobleme ein, die mit der Behauptung verbunden sind, die DNA sei der Bauplan für das Leben.
Eine Fallstudie, die er anführt, stammt aus einem Experiment, das von Biologen der Tufts University durchgeführt wurde. Plattwürmer haben die Fähigkeit, ihren Kopf oder Schwanz nachwachsen zu lassen, wenn er abgeschnitten wird. In diesem Experiment hatten die Wissenschaftler jedoch den Kopf einer Plattwurmart abgeschnitten und konnten anschließend durch Veränderung des elektromagnetischen Feldes, das den geköpften Bereich umgab, die Bildung eines neuen Kopfes einer anderen Plattwurmart bewirken.

Das elektromagnetische Feld musste spezifisch sein, um eine Art von Kopf statt einer anderen zu bilden. Die DNA änderte sich nicht, nur das elektromagnetische Feld. Die Fähigkeit, die Form einer anderen Art anzunehmen, ist also eindeutig nicht auf die so genannte “deterministische” Struktur der DNA beschränkt.

Vielleicht war genau das schon immer die Absicht?
Wir sind dazu übergegangen, uns mit Affen zu vergleichen, und jetzt vergleichen wir uns mit Computern; wir vermeiden es ganz klar, darüber zu diskutieren, was es bedeutet, einfach ein Mensch zu sein.
Neben den biologischen Studien zum Darwinismus des 20. Jahrhunderts gab es auch mathematische Studien, welche dieselben darwinistischen Grundprinzipien der menschlichen Natur und des Universums vertraten, nämlich dass Veränderungen zufällig und ohne Sinn sind, zumindest ohne einen Sinn, den wir als Normalsterbliche jemals verstehen könnten.
Gleich zu Beginn des 20. Jahrhunderts organisierte der bedeutende Internationale Mathematiker-Kongress eine Konferenz in Paris im Jahr 1900.
Auf dieser Konferenz wurde David Hilbert, ein führender Mathematiker der Universität Göttingen, eingeladen, einen Vortrag über die Zukunft der Mathematik zu halten, in dem er die Notwendigkeit betonte, dass die Mathematik “beweisen muss, dass alle Axiome der Arithmetik konsistent sind” und “die physikalischen Wissenschaften, in denen die Mathematik eine wichtige Rolle spielt, axiomatisch machen muss”.
Was Hilbert in seiner Herausforderung für die Zukunft der Mathematik forderte, war die Reduktion aller wissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Form der mathematischen “Logik”; sie sollten in einem Minimum an akzeptierten Wahrheiten und Ableitungsregeln enthalten sein, die durch konsistente und vollständige formale mathematische Beweise bestätigt werden könnten.
Somit würden alle wissenschaftlichen Erkenntnisse in Zukunft aus solchen mathematischen Modellen abgeleitet, es gäbe nichts mehr zu “entdecken” im typischen Sinne dessen, was wissenschaftliche Untersuchungen im 19. Jahrhundert und früher ausmachte, Wissenschaftler brauchten sich nur noch auf das entsprechende mathematische Modell zu beziehen.
Noch im Jahr 1900 machten sich Bertrand Russell und Alfred North Whitehead daran, Hilberts Herausforderung anzunehmen, was zu den dreizehn Jahre später veröffentlichten “Principia Mathematica” führte.

Obwohl Kurt Gödel mit seinen “Unvollständigkeitssätzen” die gesamte Prämisse der “Principia Mathematica” widerlegen sollte, blieben die “Principia Mathematica” eines der einflussreichsten Werke des 20. Jahrhunderts, das nicht nur die moderne Logik prägte, sondern auch die Grundlage für die spätere Entwicklung der Kybernetik und Systemanalyse durch Russells Schüler Norbert Wiener während des Zweiten Weltkriegs bildete. Auf diesen Grundlagen basiert das Betriebssystem des Transhumanismus.
Mit anderen Worten: Principia Mathematica vertritt das Argument, dass alles Wissen reduzierbar ist auf mathematische Logik. Dies wurde von Kurt Gödel widerlegt, gilt aber dennoch bis heute als ein Grundpfeiler der Philosophie und Mathematik und hat zur Entwicklung der Kybernetik geführt.
Bevor Sie nun zu dem Schluss kommen, dass Russell selbst nicht daran geglaubt hat, dass die Irrationalität eine grundlegende Kraft im Universum ist, nur weil er versucht hat, dieses Universum zu formalisieren, lohnt es sich, einen Abschnitt seiner zutiefst misanthropischen Sicht der Menschheit zu lesen, die er 1903 in seinem Buch “A Free Man's Worship” (Lobpreis des Freien Menschen) dargelegt hat:
Zumindest leugnet Russell nicht das Ergebnis des sogenannten Lobpreises des freien Menschen. Das ist nach Russell die Ablehnung der Existenz eines liebenden Schöpfers und damit letztlich der Glaube, dass der Mensch Gott ersetzen kann und muss.
[Cynthia Chung hat auf Nachfrage präzisiert:] Russell ist zumindest ehrlich, was das Ergebnis seiner Philosophie angeht, nämlich dass man, um wirklich "frei" zu sein, erkennen muss, dass es keinen Gott gibt, dass man aber wie ein Gott werden kann, wenn man den “wahren” Weg zur “Freiheit”, den Lobpreis, die “Anbetung” des “freien Menschen”, versteht. Jene, die an Gott glauben, sind nach Russells Philosophie nicht frei, sondern Sklaven einer Lüge. Wer diese Lüge versteht, kann sie in der Tat nutzen, um die Menschen zu versklaven, man wird im Grunde zu ihrem Gott, da man “clever” genug ist, um zu verstehen, wie man an den Marionettenfäden religiöser Überzeugungen und Glaubensvorstellungen zieht, die nach dieser Philosophie nichts als Lügen und Illusionen sind.
Wie wir erst kürzlich entdeckt haben, ist auch diese Idee vom “ewig währenden Tod des Universums” — etwas so sicherem, “dass keine Philosophie, die solches ablehnt, hoffen kann, zu bestehen” — zu einer Annahme geworden, die nun auf sehr wackligem Füßen steht. Russell war sich dieser Urknalltheorie als einem weiteren Triumph über diejenigen, die für ein Universum mit absichtsvollem Sinn und Zweck und mit einem liebenden Schöpfer eintraten, so sicher, dass er sogar stolz auf seinen vermeintlichen “Lobpreis des freien Menschen” war, welcher auf dem “festen Fundament unerschütterlicher Hoffnungslosigkeit” aufgebaut sei!
Es hat sich jedoch herausgestellt, dass auch die Urknalltheorie falsch ist, und das können wir jetzt beweisen.
Damit sieht Russell in seiner Version der Anbetung des freien Menschen eher lächerlich aus.
Es sieht sogar so aus, als hätte Russell die ganze Zeit aus dem Mülleimer gelebt, während neben ihm ein üppiges Festmahl bereitet war ...
Ob deterministisch oder zufällig, das Ziel war dasselbe, nämlich auf unehrliche Weise ein Konzept des Universums zu propagieren, das keinen zweckgerichteten Leitgedanken, keine Gerichtetheit und keine Moral hat, sondern im Wesentlichen ein Mechanismus ist, der durch ein paar einfache mathematische Gesetze entdeckt werden kann.
Mit einer solchen Haltung wird unsere Verbindung zum Universum belanglos, da das Universum als etwas Kaltes, Unergründliches und letztlich Totes oder Sterbendes angesehen wird. Ein solches Konzept verstärkt nur noch mehr die Ansicht, dass allem kein wirklicher Sinn innewohnt. Dass es keinen Zweck gibt, zumindest keinen Zweck, in dem wir eine Rolle spielen.
Wie wir bisher gesehen haben, wurde jedoch keine dieser dogmatischen Überzeugungen in den “modernen Wissenschaften”, d. h. in ausschließlicher Konzentration auf die materialistisch-reduktionistischen Wissenschaften, durch die Strenge rigoroser wissenschaftlicher Untersuchung nachgewiesen, obwohl dies als gegeben unterstellt wurde.
In der Tat haben sich diese Dogmen bei einer eingehenden wissenschaftlichen Untersuchung als ziemlich brüchig herausgestellt oder wurden schlichtweg widerlegt. Dennoch wird dieser Mythos unter dem Deckmantel der “modernen Wissenschaft” weiter aufrechterhalten.
Es stellt sich heraus, dass Harari nicht der Einzige ist, der sich mehr auf Prophezeiungen als auf wissenschaftliche oder philosophische Stringenz verlässt. Bei näherer Betrachtung scheint es vielmehr so, als sei Harari ein Nachfahre einer Denkschule, die in erster Linie aus falschen Propheten und Möchtegern-Halbgöttern zu bestehen scheint und nicht aus dem, was man auch nur im Entferntesten einen Wissenschaftler nennen würde.
Bevor wir uns schließlich mit den Algorithmen von Harari befassen, wollen wir noch einen Blick auf ein mathematisches Modell werfen, das mittlerweile auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens Anwendung findet. Die Spieltheorie. Sie wird von vielen als unverzichtbares Instrument für die Modellierung wirtschaftlicher, politischer, soziologischer und militärischer Verhaltensweisen und Ergebnisse angesehen und wird als solches an vielen angesehenen Universitäten als etwas Grundsätzliches und Unumstößliches gelehrt.
Die Spieltheorie, die mathematische Theorie der Strategiespiele, wurde von John von Neumann in seinem Buch “Theory of Games and Economic Behavior” (Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten) entwickelt, welches er gemeinsam mit Oskar Morgenstern verfasste.
Der Kern der Theorie besteht in der Annahme, dass das Verhalten eines Individuums immer darauf ausgerichtet ist, ein optimales Ergebnis zu erzielen, welches durch das egoistische Eigeninteresse bestimmt wird.
John von Neumann räumt in seinem Buch selbst ein, dass die gesamte Funktionsweise seines Modells auf der Annahme beruht, dass wir von rationalem, egoistischem Verhalten geleitet werden, und dass er sich dieser Annahme sicher ist, da diese Tatsache für ihn offenbar durch die Realität bestätigt wurde.
Der Grund, warum sich Mathematiker bei solchen Annahmen, wie sie Hararis Algorithmen enthalten, sicher fühlen, ist der anhaltende dogmatische Glaube an den Darwinismus, und daher muss eine solche Annahme, die in ein einflussreiches mathematisches Modell einfließt, nicht mehr hinterfragt werden. Sie wird in der Welt der Mathematik als Tatsache angesehen — die allerdings keine ist. Dies macht das gesamte Modell zu einem untauglichen Werkzeug für Vorhersagen.
Es ist jedoch ein sehr nützliches Werkzeug bei der Konditionierung, ein nützliches Werkzeug bei der Programmierung gewünschten Verhaltens, welches ein “Aufsichtsrat” (Controller) wie Mustapha Mannesmann von “Schöne Neue Welt” gerne in den Menschen sehen würde.
Im Falle der Spieltheorie wird nicht einmal der Versuch unternommen, zu beweisen, dass wir letztlich diese leicht zu durchschauenden Computerprogramme sind, die auf der Grundlage des optimalen Ergebnisses aus egoistischem Eigeninteresse handeln. Die gesamte Hypothese beruht auf einer Annahme — und das ist es, was wir als “moderne Wissenschaft” bezeichnen, die angeblich frei von dogmatischen Glaubenssystemen ist!?!
Eine solche grobe Vereinfachung der menschlichen Natur offenbart die Dreistigkeit, die hinter den Annahmen steht, welche solchen Theorien wie der Spieltheorie zugrunde liegen. ‘Du bist nichts weiter als ein virtueller Avatar in ihrer synthetischen Welt mit programmierten Grenzen für das, was du in dem Spiel, das man für dich geschaffen hat, tun darfst und was nicht.’
Die Spieltheorie beschreibt nicht die Motivationen, die der menschlichen Natur zugrunde liegen, sondern setzt solche Grenzen, um, wie die Autoren selbst einräumen, dein gewähltes egoistisches Verhalten einfacher vorherzusagen und zu kontrollieren, das in diesen Spielen durch “Anreize” gefördert und belohnt wird.
Es ist ein System der Versklavung, das seine Sklaven dazu ermutigt, sich gegenseitig Schlachten um “Brotkrümel” zu liefern, aber niemals die Hand zu hinterfragen, die sie hungern lässt: Das System, welches künstliche Knappheit schafft und den Kampf mit willkürlich erzeugten Stressfaktoren fördert.
Uns wird beigebracht, die Regeln, die uns in diesen spieltheoretischen Szenarien vorgegeben werden, niemals in Frage zu stellen, sondern entsprechend auf das zu reagieren, was uns als eine eng begrenzte Anzahl von Optionen in einem künstlichen Szenario vorgegeben wurde.
Die Unterhaltungsindustrie hat die Idee propagiert, dass das Beste, was wir tun können, wenn man uns sagt, wir steuerten auf eine apokalyptische Zukunft zu, darin besteht, uns einfach anzupassen und ums Überleben zu kämpfen. Ein ‘Überleben um jeden Preis’.
Wir wurden auf die Idee des Überlebens um jeden Preis konditioniert, d. h. auf das Überleben des Stärkeren in einer postapokalyptischen Welt. Wir haben gelernt, dies als unsere “Befreiung” zu betrachten, eine falsche und wahnhafte Vorstellung, ein solches Leben sei lebenswert, solange ein Überleben möglich ist. Wir sind darauf konditioniert worden, unsere Umstände nicht zu hinterfragen oder zu fragen, wie es überhaupt soweit gekommen ist. Wir sind darauf konditioniert worden, zu glauben, dass es keine Lösung gibt und dass wir nichts tun können, außer die zunehmend düstere Zukunft zu akzeptieren, von der uns gesagt wird, sie sei zwangsläufig und unvermeidlich. Unser Leben gleicht dem einer Laborratte, die keine andere Wahl hat, als sich an die Parameter des Spiels zu halten, in das sie gesteckt wurde, und einen Weg zu finden, um zu überleben. Und in einem solchen Leben sind wir darauf konditioniert worden, dass wir “Freiheit” und “Befreiung” erlangen können, wenn wir die Goldmedaille in solchen apokalyptischen Olympischen Spielen gewinnen.
Bei der Freiheit geht es nicht mehr darum, die Unterdrückung und Versklavung einer Gesellschaft zu hinterfragen, ihr zu widerstehen und sie herauszufordern. Statt dessen konzentriert sie sich sozusagen auf ihre “besten Untertanen”, ihre “siegreichen Überlebenden”, die am besten darin sind, jenes Verhalten an den Tag zu legen, welches ihre Aufseher sehen wollen.
Es ist Darwins “survival of the fittest” in seiner letzten Konsequenz.
Seien wir doch mal ehrlich zu uns selbst: Gibt es irgendeine dystopische Vision der Zukunft, die nicht ein Bild dessen ist, was wir aus einem Hollywood-Science-Fiction-Film oder Roman übernommen haben? Die Bilder, die wir über wichtige Fragen und Themen — auch von der Zukunft — im Kopf haben, werden uns zunehmend von der Unterhaltungsindustrie eingetrichtert.
Kann man wirklich sagen, dass man ‘Herr seiner Gedanken’ ist, wenn man sich von solchen dystopischen Bildern leiten lässt?
Es sollte daher niemanden überraschen, dass Harari erklärt hat, die beste Verwendung für die von ihm so genannten “nutzlosen Menschen” sei es, sie auf Drogen zu setzen und Videospiele spielen zu lassen. Das ist im Wesentlichen genau das, was wir bereits heute erleben, sofern man zu die Gesetze von Spieltheorie, Kybernetik und Transhumanismus akzeptiert.
Es handelt sich dabei jedoch nicht um einen höher entwickelten Menschen oder einen humanoiden Computer, sondern um einen Menschen, der sich an die Regeln eines Spiels hält, welches zu seiner Versklavung künstlich geschaffen. Dieser Mensch folgt nicht den Gesetzen des Universums, sondern den künstlichen Parametern, die für ihn in einem solchen Spiel aufgestellt wurden — und er hält das Spiel für wirklicher als die Realität selbst.

Werfen wir einen Blick auf einige der Formulierungen, in denen Harari seine Theorie, dass der Mensch ‘hackbar’ sei, behauptet.
Harari versucht, die sexuelle Orientierung und die auf die Zustimmung für ein Lager reduzierte allgemeine politische Einstellung als Beleg dafür zu auszugeben, dass die Kontrolleure wüssten, was wir denken. Es kann sein, dass Harari glaubt, dass die Menschen so simpel sind, weil er selbst so simpel ist. Aber das ist nicht mehr als eine niedrigere Daseinsform, eine tierähnliche Existenz, bei der Harari behauptet, dass die Kontrolleure aller Daten aufgrund biometrischer Daten wissen, was uns erregt, was uns Angst macht, was wir begehren und so weiter. Doch lassen sich daraus auch unsere tieferen Gedanken ablesen?
Wenn man sich selbst als bloßes Tier ansieht, das von seinen Sinnen gesteuert wird, dann könnte ein solches System, das lediglich auf biometrischen Daten beruht, zwar in der Lage sein, das künftige Verhalten vorherzusagen und Anreize für bestimmte Verhaltensweisen zu schaffen oder davon abzuschrecken. Aber man müsste sich freiwillig auf die Existenz eines Tieres reduzieren, das von Augenblick zu Augenblick, von Tag zu Tag lebt, damit dies aufgeht.
Genau wie die falschen Propheten der Spieltheorie ist Hararis so genannter “gehackter Mensch” in Wirklichkeit jemand, der sich in gewisser Weise freiwillig reduziert hat, um den Parametern einer solchen Realität zu entsprechen. Mit anderen Worten: Wenn man sich als Sklave oder Bauer eines Spiels sieht, das von Großmeistern gespielt wird, verhält man sich auch wie ein Sklave oder Bauer. Aber dieses Schicksal ist nicht unausweichlich.
Es ist ein über die Jahrhunderte immer wieder gespieltes Spiel: Diejenigen, die die Wirtschaft eines Volkes kontrollieren, sind in der Lage, die Illusion eines unechten Mangels zu erzeugen — und damit einen Mangel an Möglichkeiten und Optionen für das, was uns im Leben widerfährt.
Das Konzept der biologischen Algorithmen von Harari ist ebenso wie die Spieltheorie als Begründung für unsere selbst auferlegte Versklavung gedacht. Was als Allmacht des biologischen Algorithmus behauptet wird, ist im Wesentlichen dasselbe, was über die DNA und das egoistische Gen gesagt wurde: dass man sein Schicksal nicht ändern kann, dass es vorbestimmt sei. “Einen freien Willen gibt es nicht.”
Deshalb ist gewollt, dass du so einfältig wie möglich bist, und sie wollen, dass du glaubst, nur ein Fleischberg zu sein, der darauf programmiert ist, Lustgewinn zu suchen und Schmerz zu vermeiden.
Wenn Du bereit bist, dich auf diese simple Lebensform zu reduzieren, wirst du am leichtesten berechenbar und kontrollierbar sein.
Lügendetektoren verwenden einen Großteil jener Messwerte, die auch von biometrischen Sensoren gemessen werden, wie Blutdruck, Herzfrequenz, Atemrhythmus usw.
Die Ergebnisse von Lügendetektortests sind jedoch vor Gericht unzulässig, da sie wissenschaftlich nicht zuverlässig genug sind, wo so viel auf dem Spiel steht. Es ist nämlich gut belegt, dass bestimmte Personen den Test bestehen können, obwohl sie lügen, und dass andere, die die Wahrheit sagen, den Test nicht bestehen werden.
Dennoch behauptet Harari, dass biometrische Sensoren, die so ziemlich das Gleiche messen wie ein Lügendetektor (mit Ausnahme der Augenbewegungen) uns irgendwie sagen werden, was in unserem Gehirn vor sich geht, welches er im übrigen mit der Seele gleichsetzt.
Wenn ein Lügendetektor selbst vor Gericht nicht zulässig ist, warum sollten wir dann Hararis düsteren Vorhersagen für die Zukunft glauben, dass dies Szenario überhaupt möglich ist?
Es ist gewollt, dass wir denken, man hätte die maximale Kontrolle über uns, so dass wir von unseren eigenen Parametern besiegt werden, die in Wirklichkeit bloß eingebildet sind gar nicht existieren. Ein geistiges Gefängnis braucht keine vier Wände aus Beton, um dich einzusperren!
Wenn wir an unser geistiges Gefängnis glauben, ist ein tatsächliches Gefängnis nicht notwendig. Wenn wir glauben, dass sie all diese unglaublichen Fähigkeiten tatsächlich besitzen, akzeptieren wir im Grunde unsere Niederlage: Besiegt worden bist du von einem mentalen Konstrukt, welches nur in deiner Vorstellung existiert.
Es ist das ultimative Werkzeug für absolute Kontrolle, jemanden in seinem eigenen Kopf zu besiegen, bevor er den Gedanken an Widerstand auch nur in Erwägung ziehen kann!
Eine solche Technik wurde bereits in Jeremy Benthams Panopticon-Szenario skizziert. Jenes Konzept sieht vor, dass alle Gefangenen einer Einrichtung von einem einzigen Wachmann überwacht werden können, ohne dass die Insassen wissen, ob sie tatsächlich beobachtet werden.
Obwohl es für den einzelnen Wärter physisch unmöglich ist, alle Zellen der Insassen gleichzeitig zu beobachten, motiviert die Tatsache, dass die Insassen nicht wissen können, wann sie beobachtet werden, sie dazu, sich so zu verhalten, als ob sie alle ständig beobachtet würden. Sie sind quasi gezwungen worden, sich selbst zu überwachen.

Was bietet Harari nun, zwei Jahre nach seinem ersten Vortrag vor dem Weltwirtschaftsforum, auf der Grundlage dieser Untergangsprophezeiung als Lösung für das Unvermeidliche an?
Natürlich, die Weltregulierung!
Und wer soll die globalen Regulierungsbehörde für diese Technologie sein? Nun, das WEF versucht, sich in dieser Frage bedeckt zu halten, aber ganz offensichtlich sind es sie selbst.

Offenbar ist also unsere Zukunft nur dann dem Untergang geweiht, wenn wir es versäumen, das WEF zum Aufsichtsrat der Welt wählen ...
Kehren wir nun zurück zu der Frage: Erzeugt eine moderne Wissenschaft eine moderne Religion, die eine moderne Utopie hervorbringt?

H.G. Wells war einer der ersten, der darüber sprach, dass eine moderne Religion notwendig sei, da nun die Wissenschaft ‘modern’ geworden sei. Die Religion wurde nach wie vor als nützliches Instrument betrachtet, aber ihr Schwerpunkt lag nun nicht mehr auf einem Schöpfer im Himmels, sondern auf der Anbetung des Menschen als Schöpfer, der die Aufgabe übernehmen würde, den Menschen der Zukunft und alles lebende Leben für die gesamte Zukunft zu erschaffen.

Der Lehrmeister von H.G. Wells war T.H. Huxley. Und dadurch wurde Wells auch stark von den Arbeiten von Malthus und Darwin geprägt.
Wells schrieb in seinem Buch “Open Conspiracy / Die offene Verschwörung”:
Die Bezugnahme auf Kommunismus und Sozialismus durch Wells lässt sich am besten durch die Arbeit von Georges Sorel verstehen, der untersuchte, wie Sozialismus und Kommunismus zugunsten einer faschistischen Weltanschauung umgeformt werden können. Die italienischen Faschisten griffen weitgehend die Ideen von Georges Sorel auf und nannten sich deshalb Nationalsozialisten, bevor die Welt sie als italienische Faschisten kennenlernte. H.G. Wells war auch mit den sozialistischen und kommunistischen Kreisen um die Fabian Society sowie mit den pro-faschistischen Kreisen in Großbritannien verbunden. Oswald Mosley unterstützte öffentlich Wells' Vision einer Wissenschaftsdiktatur (Mehr zu diesem Thema in meinem neuen Buch “The Empire on Which the Black Sun Never Set”).
Wells kommt in seiner “Offenen Verschwörung” zu dem Schluss:

H.G. Wells schrieb neben seinen vielen Science-Fiction-Romanen auch “Die ersten Menschen auf dem Mond”, in dem er die seiner Meinung nach beste Form der Organisation menschlicher Gesellschaft nach dem Vorbild eines Ameisenvolkes entwarf. Jede Unterart hätte die körperlichen und geistigen Eigenschaften, die für ihre speziellen Aufgaben im Dienste des Ameisenvolkes am besten geeignet wären.
H.G. Wells war auch besessen von der Idee, die Größe des Kopfes zum Indikator für Intelligenz zu machen, und so sehen wir die intelligentesten Mitglieder der Ameisenkolonie mit wulstigen Köpfen, je klüger die Ameise, desto größer der Kopf ... “wackelnde Geleemassen des Wissens”…
Dies war Wells' Traum von einem stabilen, friedlichen Organisationssystem für die Menschen, es war die Inspiration für Aldous Huxleys Werk “Schöne Neue Welt” und dessen biologischer Hierarchie oder biologischem Kastensystem, das in einem Labor erschaffen wurde, um Epsilons, Deltas, Betas, Alphas, Alpha+s und die wohl 13 Weltkontrolleure hervorzubringen... die man sich wahrscheinlich mit bauchigen Köpfen vorstellen muss.
Die Abschaffung des Menschen
Wer es noch nicht gewusst haben sollte: C.S. Lewis schrieb eine Antwort auf Wells' “Die ersten Menschen auf dem Mond” in Form einer Science-Fiction-Trilogie.
Für weitere Einzelheiten dazu verweise ich (Cynthia Chung) auf meine Vorlesungen zu dem Thema.
Lewis schrieb auch eine Antwort auf diesen transhumanistischen Trend in Form eines Essays mit dem Titel “Die Abschaffung des Menschen”, dem Abschluss einer dreiteiligen Serie (“Männer ohne Brust” und “Der Weg/das Tao”).
In “Die Abschaffung des Menschen” schreibt Lewis:
All diese hochfliegenden Ambitionen, die sie als selbsternannte neue Götter der Welt hegen, werden ihr Ziel sehr weit verfehlen, da sie das Unmögliche anstreben. Man kann die Gesetze des Universums nicht neu erschaffen. So haben sie — weit davon entfernt, den Status eines Gottes zu erreichen, wie Ikarus und seine Wachsflügel — nur ihre eigene Selbstzerstörung bewirkt.
Lassen Sie sich also nicht von den selbsternannten Zauberern von Oz täuschen, die solch erhabene Kräfte für sich beanspruchen. Sie sitzen im Sandkasten und sind nur eine bloße Illusion dessen, was es heißt, allmächtig zu sein.
Zu leugnen, dass die Zivilisation etwas Edles hervorgebracht hat, wie zum Beispiel die wunderbaren Entdeckungen, die auf den unterschiedlichsten Gebieten gemacht wurden, und die nicht nur unser Leben bereichert haben, sondern uns auch Wunder beschert haben, wie die Möglichkeit, eine Schönheit zu erkennen, was nur durch höhere Bildung entstehen kann. Wenn wir dies leugnen, verleugnen wir den zivilisierten Teil in uns selbst, wir amputieren unsere bessere Natur.
Schiller sprach in seinen Ästhetischen Briefen über den Wilden und den Barbaren. Er schrieb “Der Mensch kann sich aber auf eine doppelte Weise entgegengesetzt sein: entweder als Wilder, wenn seine Gefühle über seine Grundsätze herrschen; oder als Barbar, wenn seine Grundsätze seine Gefühle zerstören.”
Wenn wir uns selbst davon überzeugen, dass wir als Wilde oder Barbaren am edelsten sind, dann werden wir sehr leicht durch unsere niederen Begierden zu kontrollieren und zu versklaven sein.
Je edler unsere Natur ist, desto freier sind wir. Es ist also kein Zufall, dass ein System des Imperiums nicht möchte, dass wir uns mit einem gerechten und schönen Konzept unserer Zivilisation identifizieren. Das ist die am weitesten verbreitete und effektivste Zensur, die man sich vorstellen kann. Man braucht Bücher und die freie Rede nicht zu zensieren, wenn die Menschen gar nicht erst den Wunsch haben, sie zu lesen oder frei zu sprechen.
Das Problem beim Missbrauch der Technologie ist also die Frage, welche Absicht die herrschende Schicht mit einer solchen Gesellschaft verfolgt. Heute lebt unsere Welt in erster Linie zum Nutzen der Tyrannei. Unser Finanzsystem, unser Bildungssystem, unsere Kultur, unsere Umschreibung der Geschichte oder die Zensur der Geschichte, unsere Wissenschaften sind alle von Tyrannen gekapert worden.
Wir leben also nicht nur in einer technologischen Krise, sondern vor allem in einer existenziellen Krise.
Eine existenzielle Krise lässt sich nicht dadurch lösen, dass wir einfach bestimmte Materialien aus unserem Leben entfernen. Wir müssen wieder mit unserem besseren Selbst in Verbindung treten und nicht länger einem System dienen, das die Tyrannei aufrechterhält.
Tyrannei braucht keine hochentwickelte Technologie, um zu existieren. Tyrannei herrscht überall dort, wo wir ein Volk finden, das sich nicht als frei, stark und würdevoll betrachtet.
Darin besteht unsere Krise heute.
Die Möchtegern-Kontrolleure haben ein großes Interesse daran, dass wir die Situation als hoffnungslos ansehen, dass wir sie als unausweichlich betrachten, da wir uns einer solchen Zukunft nicht widersetzen werden, wenn wir geistig bereits kapituliert haben. Wir werden nicht alles riskieren, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen, wenn wir glauben, dass eine solche Zukunft nicht möglich ist. Wir werden uns einfach damit abfinden, von Augenblick zu Augenblick zu leben, in der Hoffnung, dass wir die dunklen Wolken, die sich vor uns auftürmen, so weit wie möglich hinauszögern können.
Unsere Natur ist nicht das, was uns von jenen erzählt wurde, die die Doktrin “moderner Wissenschaft” und “moderner Religion” gefördert haben. Wir sind in der Tat Wesen, die heilig sind und am Guten, Wahren und Schönen teilhaben. Man hat uns belogen und entwürdigt, damit wir leichter zu kontrollieren sind. Es liegt an jedem Einzelnen, ob er sich entscheidet, diese künstliche Realität zu verlassen, die geschaffen wurde, um seinen Geist innerhalb eines mentalen Konstrukts zu versklaven, um an dem teilzuhaben, was es heißt, ganz Mensch zu sein.
Unsere Freiheit, unsere Erlösung aus der seelischen Qual unserer existenziellen Krise ist hingegen ganz einfach zu erreichen, wenn wir unsere wahre Natur erkennen. Und zwar nicht als wilde oder barbarische Natur, sondern als unsere beste Natur, unsere edelste Natur.
Wie Schiller in seinen "Ästhetischen Briefen" schrieb: “weil es die Schönheit ist, durch welche man zu der Freyheit wandert.”
[Mehr zum Thema Schiller und Freiheit in meiner (Cythia Chungs englischen) Vorlesung (mit Transkript) The Battle of the Mind: How to Exit an Artificial Reality]
Aufzeichnung der Vorlesung des obigen Beitrags vom 31. Oktober 2023.